Heinz
Alle reden vom schönen Leben auf dem Land. Immer mehr Städter:innen verlegen ihren Wohnsitz zeitweise oder ganz ins Grüne. Die Corona- Situation gab dem Trend noch einen extra Schub, die Immobilienpreise im Berliner Umland explodieren.
Doch wie sieht es aus mit der Infrastruktur und den Versorgungswegen auf dem Land? Wie kommen die Dorfbewohner:innen zur Schule, zur Kita, zum Einkaufen, ins Schwimmbad, zur Ärztin, zum Friseur, zum nächsten Bahnhof?
Ein Bus fährt regelmäßig in die nächste Kleinstadt. Doch die Bushaltestelle liegt an der großen Bundesstraße und gerade die älteren Dorfbewohner:innen nutzen ihn kaum. Radfahren ist ohne Radwege auf den kurvigen Alleen viel zu gefährlich. Eigentlich hat man ohne Auto keine Chance.
Ich konzentriere mich mit meinen Fragen auf einen kleinen Ort nordöstlich von Berlin. Dort treffe ich Heinz. Heinz ist 88, lebt allein und versorgt sich selbst. Kocht, kümmert sich um den Garten und dreht zweimal am Tag eine große Runde mit dem Rad. Früher betrieb seine Frau einen Konsum im Dorf. Den gibt es schon lange nicht mehr. Von den Angeboten mobiler Bäcker und Fleischer macht er keinen Gebrauch. Er geht nicht mehr gern unter Leute, meint seine Tochter. Seit ihr Vater kein Auto mehr fährt, kommt sie alle drei Wochen vorbei und versorgt ihn mit Einkaufen.
Viele meinen, das Leben auf dem Land sei grüner und klimafreundlicher. Doch je kleiner das Dorf, desto weniger Versorgung gibt es vor Ort und umso mehr sind seine Bewohner:innen auf ein Auto angewiesen.